Review: The Black Lips – Sing In A World That’s Falling Apart

Die Flower Punks aus Atlanta haben ein Country-Album aufgenommen.

Letztes Jahr feierten die Black Lips ihren 20. Geburtstag. Das Jubiläumsjahr war geprägt durch eine Neuorientierung. Nach zahlreichen Besetzungswechseln fand man sich eher in einem orientierungslosen Zustand wieder. Beweis dafür war das ausladende 2017er „Satan’s Graffiti Or God’s Art?“.

Der Witz zündete nicht mehr, zündete schon lange nicht mehr. Wenigstens hat die Band aus Atlanta noch ihre Live-Show, die immer abgeht.

Für das insgesamt neunte Album „Sing In A World That’s Falling Apart“ (Fire/Vice) hat sich nun ein Quintett herausgebildet. Neben den Gründungsmitgliedern Cole Alexander und Jared Swilley sind dies Saxofonistin Zumi Rosow, Drummer Oakley Munson und Gitarrist Jeff Clarke.

Zusammen mit Nic Jodoin fand man sich in den altehrwürdigen Valentine Recording Studios ein. Bei der Produzentenwahl sieht man schon: es geht zurück an die Basis. Kein Mark Ronson, kein Sean Lennon, kein Patrick Carney, nein, Nic Jodoin von den Morlocks.

Es wurde auf altem Equipment aufgenommen. Was sich gelohnt hat, denn der Sound kommt sehr warm und kantig herüber. Nicht ganz so verrauscht wie früher, aber auch nicht so poliert wie zuletzt.

Musikalisch sind die Black Lips vom Garage Rock weit entfernt. Es gibt Country. Guten, klassischen Country. Natürlich persiflieren sie, streuen hier und da grenzwertigen Humor ein, rülpsen, dennoch verbeugen sie sich vor Country, nehmen ihn Ernst.

Die ersten Nummern spielen mit den Genre-Definitionen, die Black Lips mischen etwas von ihrem Flower Punk ein, wenn auch ganz heimlich.

„Chainsaw“ ist sehr klassisch, „Rumbler“ dann flott und galoppierend. Das hört sich alles wunderbar an, wirkt nicht gewollt, flutscht gut.

„Gentleman“ will dann die Cowboy-Klischees abstreifen. Tatsächlich gibt sich das folgende „Get It On Time“ gefühlvoll räudig. Dann kehren wir jedoch zum Country zurück, stehen mit „Georgia“ mittendrin.

„Odelia“ ist satter Garage Rock, der ein Live-Hit werden wird. „Live Fast Die Slow“ schließt mystisch schlingernd ab. Jawohl, wir halten mal wieder eine richtig gute Black Lips-Platte in Händen.

Fazit: Zurück zur alten Form mit neuen Mitteln.

8.7

8.7/10