Review: Insecure Men – dto.

Tanzmusik für Partys, die einen seltsamen Ausgang nehmen werden: Die Insecure Men versuchen auf ihrem Debüt harte Themen in eine Pophülle zu stecken.

Wie arg muss man drauf sein, um aus der Fat White Family zu fliegen? Saul Adamczewski hat es geschafft. Crack und Heroin hatten ihn fertig gemacht. Nach der Entgiftung hatte er nur mehr einige Songs – mehr nicht. Diese Songs sind nun auf dem selbstbetitelten Debüt (Fat Possum) der Insecure Men gelandet.

Adamczewski gründete die Band zusammen mit Ben Romans-Hopcraft von Childhood. Mitgearbeitet am Songwriting haben zudem Nathan und Lias Saoudi von der Fat White Family. Aufgenommen wurde die Platte in Sean Lennons Studio in New York. Aus dem Drogenfieber-Projekt ist also etwas richtig Professionelles geworden.

So klingt die Platte auch sehr satt, trotz der teilweise sehr schrägen Instrumentierung. Dada-Keyboards treffen auf stoische Minimal-Drums, dazu wird eine Gitarre unmotiviert angeschlagen. Es ist schmierige Tanzmusik, poppig, aber dennoch aus den tiefsten Tiefen.

Die Themen sind Pädophilie und Rassismus. Der Fall Gary Glitter wird besprochen, ebenso der Selbstmord von Whitney Houstons Tochter. “Whitney Houston and I / Both like a hot bath”, heißt es etwa in „Whitney & I“. Dazu gibt es eiernde Eighties-Synthie-Musik, mit einem Chor garniert. Die Gänsehaut läuft.

Die Insecure Men schaffen es perfekt, diese schweren Themen in Gegensatz zu ihrem zuckersüßen Sound zu setzen. Es geht nicht um die Verharmlosung, Verarbeitung und überhaupt Vorbringen ist wichtiger.

Sehr schwitzigen Tropical gibt es auf „Subaru Nights“. „Teenage Toy“ könnte ein Hit für die Radiostationen sein, wäre das Thema nicht. Sehr schmalzig wird es mit dem orchestralen „All Women Love Me“ und dem Saxofon beladenen „Cliff Has Left The Building“. Glam-Rock darf bei „Mekong Glitter“ natürlich nicht fehlen.

Fazit: Sehr schräge, aber auch poppige Arbeit. Vor dem Schlucken werden die Nägel in Bonbonpapier gewickelt.

8

Fazit

8.0/10