Die Experimental-Rocker aus London ändern ihren Ansatz.
2019 gelang black midi mit dem Debüt „Schlagenheim“ der Durchbruch. So etwas hatte man auch bisher noch nicht wirklich gehört, Rock, der zwischen Metal und Post Punk zwei Takte legt, eine Euphorie und Experimentierfreude, die beinahe an Irrsinn grenzt.
Rückblickend findet die Band aus London „Schlagenheim“ gar nicht mehr so toll. Zu jammig, zu improvisiert. Deshalb ein neuer Ansatz für den Nachfolger „Cavalcade“ (Rough Trade), der sich auf „echte“ Songs konzentriert.
Für die Aufnahmen mussten black midi ohne Sänger/Gitarrist Matt Kwasniewski-Kelvin auskommen, der sich gerade eine Auszeit nimmt. Dafür gibt es Gastmusiker und eine ganze Batterie an technischem Personal, die den Briten beim Konstruieren halfen.
Wir erhalten das bekannte Spiel aus lauten und leisen Tönen. Tatsächlich etwas durchdachter als auf dem Debüt. Sehr großartig auf dem fast zehn Minuten langen Closer „Ascending Forth“ dargeboten. Hier verzichtet man auf allzu viele Spitzen, beschränkt sich auf Druckvolles und Atmosphärisches.
Im Gegensatz dazu der Opener „John L“, der schon wieder mächtig schräg daherkommt, vielleicht etwas überfordert. Das Besondere an „Cavalcade“ sind dann wirklich die Ruhephasen, die andauern und nicht in Sekundenschnelle weggeblasen werden. So wie eben auf „Ascending Forth“ oder der dick aufgetragenen Cabaret-Nummer „Marlene Dietrich“.
Zurückhaltung ist oft nicht das Ding von black midi, beinahe ermüdend, wie sie auf „Slow“ einen Hut nach dem anderen in den Ring werfen. Dennoch ansprechend. Toll dafür „Dethroned“, das ein entspanntes Saxofon loslässt, dann nicht zu viel schreddert.
Man merkt, dass sich die Band stärker mit Songideen an die Platte gesetzt hat. Rausgewürgtes, wie „Hogwash and Balderdash“ ist selten. Die Konstruktion steht so sicherer. Vielleicht geht aber auch das Erfrischende ein wenig ab.
Fazit: Von Meisterhand gebaut.