Die 25 besten Alben des Jahres 2019

Unser liebstes Album kommt von der Fat White Family.

25. Pink Room – Zum Kotzen (Belly Button / ZoeZoe)

Gott, springt einen diese Platte an. „Wasted“ eröffnet, spuckend, verärgert und wasted eben. Die beste Pissed Jeans-Nummer seit Jahren und sowieso im Noise Rock dieses Jahr unerreicht. Das Trio aus Belgien bringt im weiteren Verlauf Punk und Hardcore nach vorne. Den quälenden Groove verstecken sie wieder, er schlummert unter der Oberfläche. Insgesamt erhalten wir acht Nummern, die Eindruck hinterlassen. Eine knackige Platte, die dennoch absolute befriedigt. Muss man im Blick behalten, Pink Room. Wie auch so viele anderen Veröffentlichungen von Belly Button übrigens. Vision 3D etwa.

24. Dry Cleaning – Boundary Road Snacks and Drinks & Sweet Princess (It’s OK)

Wir fassen hier mal zwei EPs zusammen, tun die Briten auf einer 12-Inch im Nachgang veröffentlichten ja auch. Alte Freunde und eine Studienkollegin gründen sich, hauen schnell eine Ode an Prinzessin Meghan raus, legen kurze Zeit später nach und finden auf „Spoils“ einen Höhepunkt in Sachen Flow. Da wird es richtig interessant, da sind sie zu Profis geworden. Der Post Punk klingt bis dahin dilettantisch, gewollt natürlich, aber halt saucool. Vor allem Sängerin Florence Shaw macht den Unterschied mit ihrer Spoken Word-Performance, die selten in Gesang mündet.

23. Warmduscher – Tainted Lunch (Leaf)

Wie Madonnatron und Fat White Family (die später in dieser Liste noch folgen werden) setzen auch Warmduscher auf diverseste Stile. Die Briten, mit der Fat White Family teilen sie sich ebenfalls Musiker, spielen einmal alles durch. Auf dem insgesamt dritten Longplayer gibt es Funk, Hip Hop, Garage Rock, Noise, Lounge, Psych – wirklich alles, was Spaß macht, also. Am wohlsten fühlen sie sich am Dancefloor. Das überdrehte „Midnight Dipper“ ist ein Hit, das saucoole „Disco Peanuts“ ebenso. Bei all den Wendungen wird uns nicht schwindlig, wir freuen uns auf das, was da wohl als nächstes kommen wird.

22. The Shivas – Dark Thoughts (Tender Loving Empire)

Nach elf Jahren der Pubertät entwachsen: Mit Album Nummer fünf, 2008 erschien das Debüt, sind The Shivas aus Portland nach eigenen Angaben, erwachsen geworden. Sie haben bisher Räudiges (2014 auf „You Know What To Do“) oder auch Verträumtes (2016 auf „Better Off Dead“) präsentiert, jetzt gibt es Quasi-Best-of, das sehr gereift wirkt. Sie schrauben etwas zurück, verfallen aber nicht in fade Muster. Melodisches, Schunkelndes, aber auch puren, ehrlichen Garage Rock’n’Roll erhalten wir. Genau das richtige Maß an Rohheit wird angelegt. „Gloria“ und „Sometimes II“ sind einfach wahnsinnig cool, passen wunderbar zu jedem Getränk.

21. Chelsea Wolfe – Birth of Violence (Sargent House)

Das 2017er „Hiss Spun“ vereinte noch große Namen der schweren Musik, Chelsea Wolfe hatte ein riesiges Ensemble hinter sich. Nach den doomigen Werken kehrt die Kalifornierin mit „Birth of Violence“ nun aber zurück zu ihren Anfängen. Im reduzierten Line-Up, zusammen mit Ben Chisholm und wenigen Mitstreitern, spielt sie auf ihrem sechsten Album berührenden Dark Folk. Wir erleben Chelsea Wolfe verträumt, meist nur von Akustikgitarre und sanften Streichern begleitet. Die rockigen Ausbrüche sind selten, entfalten dadurch aber gleich mehr Wucht. Stellenweise wird es sogar poppig, wie auf dem zaghaft pulsierenden „Preface to a Dream Play“. Ein schritt nach vorne zurück.

20. Mannequin Pussy – Patience (Epitaph)

Da kommt die Hardcore-Punk-Band beim passenden Label Epitaph unter und plötzlich machen sie Pop? Den Eindruck konnte man aufgrund der ersten Singles zu „Patience“ gewinnen. „Drunk II“ etwa, in der Laufzeit ungefähr halb so lang wie das 2016er „Romantic“ im Gesamten. Und dann eher schwelgerisch, im Thema schwer. Der Rest der Platte zeigt uns dann die beeindruckende Varianz der Band aus Philadelphia auf und erklärt die neue Richtung. Der Körper mit seinen Funktionen ist das Thema. Deshalb auch „Drunk II“, das den Kontrollverlust behandelt. An vielen Stellen geht es rund, an anderen zeigt sich Mannequin Pussy verletzlich. Das Ziel: eine reinigende Wirkung.

19. Royal Trux – White Stuff (Fat Possum)

Wer hätte vermutet, dass sich Jennifer Herrema und Neil Hagerty noch einmal zusammenraffen würden. Sie wohl am wenigsten. Und danach war dann auch zu lesen, dass die Harmonie bei den Aufnahmen zur ersten Platte seit 19 Jahren nie da war. Hagerty beschwerte sich im Nachhinein, dass er den finalen Mix nie hören durfte, Herrema beschrieb Hagerty dann als Borderline-Persönlichkeit. Trotz der Umstände ist „White Stuff“ eine hervorragende Platte geworden. Lässiger Noise Rock, der nicht selten poppige Züge aufwirft. Dazu ein Hip Hop-Ausflug mit Kool Keith und im Nachgang mischt sich noch Ariel Pink ein. Vielleicht die letzte Royal Trux-Platte, vorerst auf jeden Fall. Es wäre ein würdiger Abgang.

18. NOTS – 3 (Goner / Upset! The Rhythm)

„3“ steht für die Albumnummer und auch für die Anzahl der Mitglieder der NOTS. Nach dem Abgang von Alexandra Eastburn ist die Garage Punk-Band aus Memphis zum Trio geschrumpft. Kurz nach dem Schock ab ins Studio. Eine neue Klangfarbe hat dabei Einzug gehalten. Weniger Noise, mehr Schwurbeleien. Nachzuhören etwa auf dem antreibenden „Floating Hand“ oder dem spaceigen Noise-Stück „In Glass“. Auf „Persona“ kommt Leichtigkeit herein, „Surveillance“ knüppelt uns dann nieder. Klingt immer noch nach den NOTS, aber doch irgendwie anders. Ein reinigender Neuanfang. Und die Rhythmussektion ist immer noch absolut herausragend.

17. Ouzo Bazooka – Transporter (Stolen Body)

Die Israelis verknüpften über zwei Alben hinweg fernöstliche Sounds mit westlichem Psych Rock. Von okay bis gut war das Ergebnis. Daie Fusion funktioniert auf Platte Nummer drei nun am besten. Obwohl die Tendenz hier ganz klar zum West Coast Psych geht. Orientalische Klänge liegen weiter unten, sind aber noch wahrzunehmen. Ihr Sound ist vorrangig surfig, sonnig, eingängig, fuzzy, gerne gibt es auch mal einen satten Stoner-Groove. Die Orgel ertönt schräg, Space-Sounds flackern auf und funky darf es auch werden. „Transporter“ verknüpft erneut viele Einflüsse, erfindet nichts neu, macht aber alles gut.

16. Hierophants – Spitting Out Moonlight (ANTI FADE)

Selten genug finden sich die Australier zusammen, haben ja alle viel zu tun. Paris Richens etwa, die 2019 später auch mit Parsnip eine schöne Platte und dann noch ihr Solodebüt vorlegte. Jake Robertson spielt bei Alien Nosejob und School Damage, veröffentlichte mit Ausmuteants „…Present The World In Handcuffs„, auch ein tolles Album. Daff Gravolin und Zak Olsen kennen sich von ORB und Zak ging ebenfalls solo mit Traffik Island. Viel Namedropping, wie ist eigentlich „Spitting Out Moonlight“? Vor allem vielseitig. Es gibt coolen Synthie-Pop, Punk, Indie Rock, Eingängiges wie auch Kompliziertes. „Shoemaker Levy 9“ überstrahlt dabei alles, geht nicht mehr aus dem Kopf.

15. Prettiest Eyes – Vol. 3 (Castle Face)

Die Kalifornier bewerben sich regelmäßig um die Auszeichnung für die beste Live-Band. Die bisherigen Platten standen dem bisher in etwas nach, waren okayer Synthie Punk. Mit „Vol. 3“ rücken Prettiest Eyes nun näher an die Spitze heran. Post-Industrial ist es weiterhin. Bedeutet: Flirrendes, Noisiges, Antreibendes und Krachendes dominieren. Doch an ein paar Stellen holen sie den inneren Lizard King heraus. „I Don’t Know“ klingt so, wie sich die Doors heute hätten anhören können. Flächig wird es mit „Another Earth“ und „Strange Distance“. Der Hit der Platte ist das Crash Course in Science-Cover „It Cost’s To Be Austere“, das dann doch wieder den dicken Beat herausholt. Live sicher eine Bank.

14. Cate Le Bon – Reward (Mexican Summer)

Für ihr fünftes Album zog sich Cate Le Bon in die Natur zurück. Tagsüber Holzarbeiten, abends Sitzungen am Klavier. Im weiteren Verlauf finalisierte sie die Songs mit Freunden. Stella Mozgawa (Warpaint), Josh Klinghoffer (Ex-Red Hot Chili Peppers), Kurt Vile und weitere treten auf. Was als einsames Werk begonnen hat, endet in einem familiären Bund. So fühlt sich „Reward“ an. Persönlicher Folk, wie immer recht schräg angelegt, dazu große Arrangements, die sich so schön anfühlen. Le Bon arbeitet bis ins Detail aus, dennoch ist das federleicht und unbekümmert. Eine kunstvolle Schnitzerei mit vielen Schnörkeln.

13. Control Top – Covert Contracts (Get Better)

Pitchfork adelte die Band mit einem ausgiebigen Feature. Rock-Musik betrachtet die Publikation dieser Tage selten so intensiv, deshalb muss es einen guten Grund geben. Tatsächlich ist das Debütalbum der Band aus Philadelphia sehr gut geworden. Es geht um manipulative Beziehungen und soziale Normen, um das Patriarchat, um Missbrauch. Mit aufgekratztem Post Punk bringt das Trio uns damit in Berührung. Wucht und Groove kommen zusammen, sehr eindrucksvoll auf „Chain Reaction“. Es regiert stellenweise die pure Wut, wie etwa auf „Betrayed“, der im Hardcore Punk auf „Traffic“ einen Höhepunkt findet. Anfangs im Selbstrelease vertrieben, hat man nun Get Better Records als Heimat. Wir hoffen auf mehr.

12. Hey Colossus – Four Bibles (Alter)

Das gnadenlose Noise Rock-Ungetüm mit seinen mächtigen Gitarrenwänden zieht die Gardinen beiseite. Licht flutet herein, pinselt die Briten goldgelben an. „Hey Colossus Hates You“ lautet der Namen des 2004er Debüts. Jetzt mögen sie uns, sogar sehr. Schmiegen sich an uns, geben uns ein gutes Gefühl. „Confession Baby“ liebäugelt mit Indie, „It’s A Low“ ist eingängig. Doch ganz auf schleppende Monster verzichten sie nicht. Sie verehren das Feedback, die ausufernde Nummer, die sich 10+ Minuten um uns schlängelt. Bei aller Liebe. So etwas wie „Memory Gore“ oder „The Golden Bough“ muss einfach sein.

11. Lorelle Meets The Obsolete – De Facto (Sonic Cathedral)

Das Duo aus Mexiko hat den Weg vollendet. Nach dem elegant schlingernden Psych Rock eines „Chambers“ (2014) setzte man einen Zwischenschritt auf „Balance“ (2016). Nun ist man vollends beim Shoegaze/Synthie Pop gelandet. Statt driftendem Rock gibt es Pumpendes, Verzerrtes, Technoides. Gefühlvoll, dann wieder unterkühlt, doch immer sehr einnehmend präsentiert sich die Platte. Doch halt, stopp, da gibt es doch wieder satten Psych Rock und zwar auf dem neun Minuten langen, sehr fesselnden „Unificado“. Sie können und wollen es noch, doch nun ist Zeit für Anderes. Wir akzeptieren erfreut.

10. Mind Rays – Course of Action (PNKSLM)

Die Belgier legten 20170 mit „Nerve Endings“ ein fantastisches Debüt vor. Sie landeten damit immerhin auf unserer Jahresendliste sehr weit vor. Ihr Garage Punk war getrieben, zwischen luftigem Groove und harten Schlägen. Mit ihrem neuen Werk wurde ihr Albumkonzept durchdachter. Waren auf „Nerve Endings“ lose, aber sehr gute Singles gereiht, verfolgt „Course of Action“ nun einen Flow. Hochdramatisch wird es, zupackend und wachrüttelnd. Nicht dass der Moshpit missachtet wird, wir betreten ihn nur gezielter. Wird man in ein paar Jahren zurückblicken, wird man „Course of Action“ vielleicht noch höher einschätzen.

9. Amyl and the Sniffers – dto. (Flightless / ATO / Rough Trade)

Riesiger Hype, aber noch kein richtiges Album: Die Australier waren schon vor ihrer Debüt-LP das heißeste Ding im Garage Punk. US-Tourneen mit King Gizzard & The Lizard Wizard, die gesamt Rock-Presse auf ihrer Seite, tausende Begeisterte. Dieses Jahr folgte sie dann endlich, die erste Platte, und sie erfüllte alle Hoffnungen. Ein tightes, nach vorne preschendes Teil ist es geworden. Auf „Monsoon Rock“ ist der Punk auch mal breiter angelegt und tendiert zum Classic Rock mit Stop-and-Go und käsigen Soli. „Got You“ singen wir dann bereits völlig durchgeschwitzt mit, liegen uns dabei in den Armen. Es fühlt sich so gut an.

8. Os Noctambulos – Silence Kills (Stolen Body)

Nicht immer dieselben drei Akkorde, da muss ja noch mehr gehen: Die Franzosen gingen mit dem Wunsch nach einem offeneren Garage Psych an ihre dritte Platte. Es hat gefruchtet. „Silence Kills“ ist eine dramatische, düstere Platte. Staubige Verzweiflung wird gepaart mit Einfühlsamkeit. Die drei Akkorde begegnen uns selten, das Spektrum wird erweitert. „The Day We Touched The Sun“ ist unvergleichlich. Violinen und Piano begleiten das wundervolle „I Don’t Know Why“. Der grundlegende Garage Psych ist stets da und er ist so wunderbar lässig gespielt, dass er trotz der dunklen Farbe für Hoffnung und Zuversicht sorgt.

7. Mattiel – Satis Factory (Heavenly / ATO)

2017 legte Mattiel ein sensationelles Debütalbum vor. Es atmete das Songwritertum der 1960er, legte räudigen Garage Rock darüber. Alles getragen von der wahnsinnig tollen Stimme der Frau aus Atlanta. Zwei Jahre später ist „Satis Factory“ da. Die Backing Band ist dieselbe, der Sound jedoch deutlich polierter. Erhalten ist der Retro-Faktor geblieben. Mattiels Gesang ist nach vorne gerückt und verzaubert weiterhin. Von kleineren Ausfällen abgesehen, ist auch dieses Album sensationell gut. Mag es manchen vielleicht zu anbiedernd klingen, so ist es insgesamt eine Wohlfühlplatte. „Populonia“ und „Millionaire“ sind so herrlich schön. Die Kanten sind weg, das spricht aber nicht gegen ein Hörvergnügen.

6. Madonnatron – Musica Alla Puttanesca (Trashmouth)

„Musik nach Hurenart“ klingt ja schon sehr nach Grunge. Was die Britinnen anbieten, ist jedoch eher eine gemischte Platte, so wie es derzeit viele Bands aus dem Königreich halten. Fat White Family und Warmduscher, die sich beide auch auf dieser Bestenliste wiederfinden, sind zu nennen und irgendwie ist man auch befreundet. „Musica alla Puttanesca“ ist jedenfalls eine fantastische Platte mit vielen Entdeckungen. Garage Rock mit Glam-Faktor, straighter Indie, Da Da-Tropical, behäbiger Psych Rock, usw. Es stechen „Goodnight Little Empire“, eine Disco-Nummer mit genau der richtigen Menge Schwulst, und „Sucker Punch“, eine unheimlich catchy Rock-Nummer, heraus. Ach, und Grunge gibt es natürlich auch, man muss nur gut suchen.

5. Cosmonauts – Star 69 (Burger / Fuzz Club)

Die Space-Punks aus Los Angeles streifen das poppige Glitzergewand ab und schicken ihre Gitarren wieder durch die Effektgeräte. Wie haben wir den Reverb auf dem 2016er „A-OK!“ vermisst! Für ein paar Songs nur kehrt er zurück. Fantastisch das brummende „Seven Sisters“, cool und elegant „Medio Litro“, mitreißend „Crystal“. Auch wenn die B-Seite der LP nicht mehr gar so einzigartig gut ist, stellt die Platte insgesamt einen Höhepunkt in der Cosmonauts-Diskografie dar. Und die Textzeile des Jahres hat sie auch: „We’ll go to the party, if we can find parking.“ (Aus „Medio Litro“)

4. The Paranoyds – Carnage Bargain (Suicide Squeeze)

Man hörte und las, dass The Paranoyds den LA Punk im Jahre 2019 definieren sollen. Wenn dem so ist, dann zeigt sich ein vielfältiges Gesicht. Das Debüt der Paranoyds bietet elf Songs mit elf verschiedenen Ansätzen. Vom fließenden Laid Back-Punk, zu grungeigem Psych, Pop-Punk trifft auf New Wave. Noch mehr? Okkulter Heavy Psych und Fifties Rock’n’Roll gehen auch noch. Es ist nicht nur die Varianz, die überzeugt. Die Kalifornierinnen wissen jedem Einfluss Neues abzugewinnen und dabei noch herrlich eingängige Melodien zu schreiben. Also abschließend: Ist es das jetzt LA Punk 2019? Antwort: Keine Ahnung, aber „Carnage Bargain“ ist sicherlich ein Meilenstein.

3. Frankie and the Witch Fingers – ZAM (Greenway)

Die Kalifornier waren bisher eher mit entspanntem Sixties Psych aufgefallen. Auf der neuen Platte zaubern sie aber den Psych Prog-Irrsinn, den man sich von King Gizzard & The Lizard Wizard oder den Oh Sees erwartet hätte. „ZAM“ ist ein Doppelalbum, über eine Stunde lang, atemlos und aufwühlend. Wir werden regelrecht durch das Werk gepeitscht, müssen dabei stets wachsam sein. Die cool brummende Nummer „Realization“ bäumt sich plötzlich auf, verfällt in einen krautigen Jam. Alles ist möglich, dabei fließt es perfekt. Und dann gibts da noch sexy Funkiness auf „Pleasure“ oder abgefahrenen Space Rock auf dem Titeltrack. „Underneath You“ ist sowieso ein Monster.

2. FEELS – Post Earth (Wichita)

Drei Jahre nach dem Debüt legt die Band aus Kalifornien ein sehr reifes zweites Album vor. Der Rumpel-Punk ist gewichen, findet sich nur noch vereinzelt wieder. Der Überhit „Car“ eröffnet, fadet atmosphärisch aus und legt damit den Grundstein für eine sehr vielfältige Platte. Psych-Jams, Grunge, Noise und die großen Gefühle kommen zum Vorschein. Der Beginn eines großen Jahres für die FEELS. Shannon Lay legt später ihr Soloalbum „August“ vor und schließt sich mit „First Taste“ Ty Segall’s Freedom Band. Lay und Laena Geronimo begegnen sich ein weiteres Mal, auf dem fantastischen „Star 69“ der Cosmonauts.

1. Fat White Family – Serfs Up! (Domino)

Das wacklige Gerüst wurde stabilisiert. Der Haufen Slacker aus England ist zu Rock-Stars geworden. Gab es in der Vergangenheit in der Familie immer wieder Meinungsverschiedenheiten, die in Rauswürfen mündeten, setzt man nun auf Professionalität. Zum Teil, denn im Rahmen der Promo-Tour zu „Serfs Up!“ gab es in einem The Quietus-Interview schon wieder unterschiedliche Ansichten bei den Saoudi-Brüdern ob der Rolle des zurückgekehrten Saul Adamczewski. Während Lias seine Rolle bei den Aufnahmen hervorhob, sozusagen Adamczewski als den Stein beschrieb, der alles ins Rollen brachte, verneinte dies Nathan beleidigt. Die folgenden Konzerte wurden jedenfalls von Besuchern als profihaft beschrieben. Die Eskalation blieb, doch keiner scherte aus. „Serfs Up!“ ist jedenfalls ein meisterliches Werk, das mehr kitschigen Pop als cringy Garage Rock enthält. Es trieft vor ehrlichem Schweiß, hat absurde Momente und totale Ausgelassenheit. „Feet“ und „Fringe Runner“ werden uns auf ewig begleiten.