Die 25 besten Alben des Jahres 2022

Das Album des Jahres kommt von Thank.

Platz 25: Mush – Down Tools

Ein Abschiedsgeschenk der Art-Rocker aus Leeds: Mittlerweile sind Mush aufgelöst, ein letztes Album gab es aber noch. Das verknüpft wie schon die Vorgänger Post Punk mit kompliziertem Rock, wird einzigartig durch den markanten Sprechgesang von Dan Hyndman. Eine Platte, die ohne richtig großen Hit auskommt, dafür viele faszinierende Nummern enthält. Klimperndes Kreischen, slackernde Dringlichkeit, den Schalk stets im Nacken.

Platz 24: Tess Parks – And Those Who Were Seen Dancing

Lange hat Tess Parks an diesem Album gearbeitet, es bereits verworfen, dann doch weitergemacht. Sind wir froh, dass es erschienen ist. Verträumter Gesang zu gut geschichtetem Psych-Sound. Dann auch mal forscher Rock und düsterer Spoken Word. Beinahe zehn Jahre nach ihrem tollen Debüt beweist Parks, das sie immer noch ein Händchen für große Songs hat.

Platz 23: Dion Lunadon – Beyond Everything

Der New Yorker war mal bei den Düster-Noise-Psychern von A Place To Bury Strangers, solo schlägt er aber einen anderen Weg ein. Statt dichtem Sound legt er Wert auf simplen, dafür leidenschaftlichen Garage Rock. 100 Songs hatte er für sein zweites Album gesammelt, die besten zehn haben es auf den Release geschafft. Sprödes, Schlingerndes, wenig Experimentelles, viel purer Rock.

Platz 22: The Paranoyds – Talk Talk Talk

Die Punks aus Los Angeles hatten 2019 mit „Carnage Bargain“ eine sehr tolle, trashige LP. Der Nachfolger verschlägt die Paranoyds nun auf Third Man Records, eine größere Bühne wird eröffnet. Sie befüllen sie erneut mit schiefem Punk, lassen aber auch zurückhaltende Sounds zu. Eine Spur mehr Pop, immer noch voller Referenzen, insgesamt gefälliger. Den fetten Fuzz-Rocker haben sie aber immer noch parat.

Platz 21: SICK THOUGHTS – Heaven Is No Fun

Da ist er wieder, der Drew Owen, der uns eine Zeitlang mit Punk-Hits wahrlich überflutet hat. Dann war ein wenig Ruhe und jetzt bereitet er uns wieder viel Spaß mit seinem neuen Album. Weniger Kanten also früher, der Hang zum Power Pop wird deutlicher herausgearbeitet. Mit „Mother I Love Satan“ einer der Nummern des Jahres drauf. Hymnisch!

Platz 20: Los Palms – Skeleton Ranch

Australier, die die kalifornischen und texanischen Psych-Sounds für sich entdeckt haben, sie stilecht auf ihrem Debütalbum zelebrieren. Die 13th Floor Elevators schauen den Byrds beim Surfen zu, setzen sich dann in ein schnelles Auto mit offenem Verdeck und jagen den Highway in Richtung Death Valley entlang. Catchy, staubig, hypnotisierend.

Platz 19: isoscope – Ten Pieces

Erstes Album der Band aus Berlin, die hier gleich mal All-In geht. Ein unfassbarer Stilmix. Jeder Song bietet etwas Neues an und jedes Element beherrschen isoscope perfekt. Noise Rock, Metal, Psych, dann Prog und Garage Rock. Auch innerhalb der Songs passiert viel. Aus David Bowie wird ein finsterer Geselle, der die Gitarren brummen lässt. Ob das wohl noch mal zu toppen ist?

Platz 18: Valley Gals – Snake Oil Salesman

Ein Duo aus Georgia, das echten, geradlinigen Rock bietet. Vielmehr Garage Punk, immer knackig unter zwei Minuten, krachend und wuchtig dazu. Manchmal mit einem Country-Einschlag, dann wieder einen Blick zum Power Pop riskierend. Ganz einfach saugut!

Platz 17: Hooveriii – A Round of Applause

Die Kalifornier fangen ihren zuletzt uferlosen Prog Rock hier gut ein, verleihen ihm poppige Noten und gehen sehr viel fokussierter zu Werke. Kaum Zerfahrenes, vielmehr zugänglicher Rock mit ein wenig Garage, Space, Psych und Kraut. Will man eine Referenz ziehen, dann: King Gizzard & The Lizard Wizard in ihrer direktesten Version.

Platz 16: Meat Wave – Malign Hex

Das Trio aus Chicago legte fünf Jahre zwischen zwei Alben und kommt hier mit frischen Ideen für ihren Post Something zurück. Der Noise ist gefühlvoll, der Punk von zarten Momenten durchzogen. Dennoch ist man nicht um einen Hardcore-Ausbruch verlegen. Insgesamt ungeheuer tight und mit Krachern gespickt.

Platz 15: Oog Bogo – Plastic

Kevin Boog hat sein Soloprojekt zu einer richtigen Band ausgebaut und auch seinen Garage Rock mächtig aufgefettet. Zusammen mit Ty Segall gelang dem Kalifornier ein grandios rumpelndes Album, das sich nach Post Punk umschaut, schlussendlich sehr oft in der Disco landet. Schräge Tanzmusik mit ordentlich Wumms.

Platz 14: Automatic – Excess

Auch Automatic stammen aus Los Angeles und beschäftigen sich mit Post Punk. Etwas penibler und mehr auf die Anfänge konzentriert. Spröde Songs, die dennoch tanzbar sind. Stoische Beats, die sich insgeheim wandelbar zeigen. Ohne Gitarren, dafür mit einer großen Portion Ekstase.

Platz 13: Silverbacks – Archive Material

Band aus Dublin, zweites Album, mit Gilla Band-Bassist Daniel Fox aufgenommen und sehr arty. Aber auch zugänglich und sehr ausgeklügelt. Geht auch für die Indie-Disco, vielleicht als Eingroover. Oder für Zuhause, als ein Album, das man sofort wieder auf die A-Seite dreht. Weil da so viel passiert, so viele Wendungen eingebaut sind und das obwohl sie vordergründig so simpel klimpert. Der klassische Grower.

Platz 12: Kevin Morby – This is a Photograph

Der Folk-Rocker verarbeitet die Eindrücke, die er beim Entdecken alter Familienfotos wiedererweckt hat. Zudem verbeugt er sich vor Memphis und seiner vielfältigen Musikgeschichte. Blues, Soul, aber auch räudiger Punk halten Einzug auf eine Platte der großen Gesten und zarten Momente. Chor und Streicher hier, simpler Krach da, berührend und zum Auszucken.

Platz 11: Ty Segall – Hello, Hi

Nach eher experimentellen Versuchen kehrt Segall zurück zu seiner folkigen Phase. Vielleicht ein zweiter Teil zu „Sleeper“. Wenig Psych und Garage Rock dieses Mal, eher feinfühlig Akustisches. Der wenig spektakuläre, der auf Effekte weitestgehend verzichtende Segall tut auch mal wieder gut.

Platz 10: BLACKLAB – In A Bizarre Dream

Das Doom Witch-Duo aus Osaka führt auf dem dritten Album frühere Sounds zusammen. Hardcore Punk trifft auf Doom, dazu noch Noise, viel Brutalität und Geschrei. Aber auch fluffige Momente, wenn etwa Laetitia Sadier auftritt und ein lockerer Wüsten-Sound herauskommt. Ausladend, aber nie zu dick aufgetragen. Auch gerne LoFi und schroff, eine garstige Platte.

Platz 9: The Web of Lies – Nude With Demon

Ein paar Musiker aus Glasgow trafen sich zu Hangover-Sessions, verpackten ihren Kater und schläfrigen Psych Rock und erschöpften Noise. Das Ergebnis ist faszinierend, aufwühlend, gar nicht einlullend. Ewig lange Jams schaffen es auf die Platte, schräge Skizzen ebenso. Die perfekte Platte für den schmerzhaften Sonntagvormittag, bevor die Aspirin so richtig kickt.

Platz 8: Delivery – Forever Giving Handshakes

Australische Punk-Bands, man muss sie einfach lieben. Delivery stammen aus Melbourne, wechseln sich am Gesang ab und bringen die jeweils eigene Note wundervoll ein. Der tanzbare New Wave-Hit wird abgelöst von gutartigem Pub Rock. Sixties Psych gibt es dann auch und irgendwie scheint alles zu gelingen. Erfrischend, bei allen nostalgischen Referenzen.

Platz 7: Black Country, New Road – Ants From Up There

Während des Jahres konnte man dann sehen, wie es mit Black Country, New Road so weitergehen kann. Denn mit dem Release von „Ants From Up There“ stieg Isaac Wood, markante Stimme der Band, aus. Diese Songs beschrieben die Vergangenheit, die neuen Black Country, New Road gehen neue Wege. Diese letzte Platte der alten Besetzung ist jedenfalls sehr viel stringenter als das sensationelle Debüt. Der jazzige Post Rock verstreut sich in alle Winde, wird vom brüchigen Gesang zusammengehalten. Viele Stimmungswechsel, ein Album, das einen unter sich begräbt.

Platz 6: GNOD – Hexen Valley

Das britische Kollektiv hat sich wieder leicht verändert, sich in eine mystische Landschaft begeben und dort ihren unfassbar lauten Heavy Rock eingespielt. Und erneut ist GNOD eine großartige Platte gelungen. Ein wenig unheimlich, das Album, schwelend und brodelnd, dann wieder beinhart nach vorne preschend. Der Strudel ist packend, man kann sich dem Gepolter kaum entziehen, auch wenn das Fiepsen nur schwer weggeht.

Platz 5: Harvey Rushmore & the Octopus – Freedomspacecake

Schweizer, die den Psych Rock einfach beherrschen. Man schreitet einmal quer die Geschichte des Genres, bezieht sich auf Sixties, Paisley Underground und Neo Psych. Da sind die Elevators, aber auch das Moon Duo. Da ist hypnotischer Kraut und wuchtiger Space Rock. Strahlt in allen Neontönen.

Platz 4: VINTAGE CROP – Kibitzer

Haben einen Lauf, diese Australier. Das 2020er „Serve To Serve Again“ war schon toll, hier wird noch feiner ausformuliert, der garageige Post Punk noch genauer getroffen, alles sehr direkt dargeboten. Sehr viele Volltreffer, eine durchgehende Stimmung, sinnvolle Tempowechsel, ein paar Gags. Wer heute eine Reise tut, hat Vintage Crop am Kopfhörer. Wenn dann die Landschaft vorbeizieht und die catchy Riffs erklingen, kann nichts besser werden.

Platz 3: Upupayāma – The Golden Pond

Alessio Ferrari schließt die Lücke, die Kikagaku Moyo gelassen haben. Der Italiener vermengt meisterlich und im Alleingang fernöstlichen Folk mit Psych Rock. Eine Platte, mit einem tollen Flow, wundervollen Melodien, Freak-Outs und spaceigen Momenten. Die Fuzz-Gitarre zerschneidet Plätschern, wuchtiger Rock gleitet ab. Ein wahrhaftiges Wunder!

Platz 2: Hickeys – Fragile Structure

Debütalbum der Band aus Madrid, der gleich der große Wurf gelingt. Fragil, wie der Titel sagt, auf der Suche nach Rissen und Unebenheiten. Dazu Post Punk, der irgendwie mit Alt Rock zusammenkommt, aber auf gar fantastische Weise funktioniert das hier. Knackige Songs, die sich allesamt einem Grundthema unterordnen. Ein Album mit einer klaren Struktur und durchdachten Herangehensweise. Ein Gesamtkunstwerk!

Platz 1: Thank – Thoughtless Cruelty

Wer noch Zweifel an dieser Band hat, schaut sich die „Live at Hohm“-Sessions auf YouTube an. Ein zusammengewürfelter Haufen schleudert kreischenden Noise Rock durch die Gegend. Freddy Vinehill-Cliffe flummiet herum, seinen Vokuhila stilsicher gepflegt, das Hemd ebenso geschmackssicher. An den Instrumenten die Zweitbesetzung von The Armed, gestyled, gutaussehend. Zur Platte: Humorloser Rock mit viel Witz, hart, gnadenlos, das Beste, was man derzeit kriegen kann, wenn man es eine Spur punkiger mag. Kaum zu übertreffen.