Review: The Besnard Lakes – The Besnard Lakes Are The Last of the Great Thunderstorm Warnings

Das sechste Album der Kanadier: Großflächiger Indie Psych Pop in der Tradition des Punk.

Jace Lasek und Olga Goreas, die treibenden Kräfte hinter The Besnard Lakes, haben sich noch einmal zusammengerauft. Und wie: Mit „The Besnard Lakes Are The Last of the Great Thunderstorm Warnings“ (Full Time Hobby / Flemish Eye) präsentieren sie ein Doppelalbum, das in vier Kapitel unterteilt ist, je LP-Seite also eins.

Mit dem 2016er „A Coliseum Complex Museum“ wollten sich die Kanadier etwas mehr den Zwängen des Kommerzes unterwerfen und lieferten knackigere Songs ab. Davor kannte man The Besnard Lakes als facettenreiche und detailverliebte Indie Psych-Band, die sich gerne verlor. Das war auf „A Coliseum Complex Museum“ dann nicht mehr so ausgeprägt und wenig mitreißend. Weder bei Publikum noch bei den Kritikern kam das Werk gut an.

Es erfolgte die Trennung von ihrem langjährigen Label Jagjaguwar und Frustration stellte sich ein. Beinahe hätten sich The Besnard Lakes aufgelöst. Doch am Ende des Tages sagte man sich: „Fuck It“. Und: Wir machen genau das, auf was wir Bock haben. Deshalb nahmen sie sich für ihr sechstes Album alle Zeit der Welt.

Das hat sich ausgezahlt. Die Platte schimmert strahlend, ist wieder tiefgehend, berührend, an manchen Stellen dann einfach nur herrlich poppig. Die Tonalität ist über die Teile hinweg sehr ähnlich, wenn auch auf Teil 1 „Near Death“ die Welt noch etwas bunter ist. Hier ragt die tolle Pop-Nummer „Raindrops“ heraus. Doch schon „Christmas Can Wait“ gibt sich atmosphärischer und dramatischer, ist dabei mit weiten Synthie-Flächen ausgestattet.

„Death“ schlägt dann zurückhaltende Töne an. Großartig, wie „The Dark Side of Paradise“ sich für seinen Fade-Out mehrere Minuten nimmt. Gestartet wird dieser Abschnitt mit orchestralem Psych Pop auf „Our Heads, Our Hearts on Fire Again“, der dann in das melancholische „Feuds With Guns“ mündet.

Auf „After Death“ geht es dann um den Aufbruch, den verhaltenen. Das Peitschen der Drums auf „New Revolution“ verhallt, „The Father of Time Wakes Up“ begegnet uns einfühlsam.

Am Ende steht das Leben, mit „Life“. „Last of the Great Thunderstorms Warnings“ nimmt mit seinen 18 Minuten die gesamte Länge ein. Ein prachtvoller Song, der sich auch hier die Erlaubnis einholt, zwei Drittel der Zeit mit Ambient zu füllen. Warum nicht?!

Im Presstext steht, dass dies eine Punk-Platte sei, weil es im Punk nur darum gehe, sich selbst als Band zu gefallen. Richtig und auch falsch, denn uns gefällt das auch sehr.

Fazit: Gewagt und gewonnen.

8.6

8.6/10