Review: Earthless – Black Heaven

Überraschung: Earthless legen ein sehr straightes Classic-Rock-Album vor. Mit Gesang!

Earthless sind bekannt für ausufernde Krautrock-Jams. So schreckten sie in der Vergangenheit nicht vor 30 Minuten langen Songs zurück. Für ihr neues Album hat sich die Band aus Kalifornien eine Richtungsänderung verpasst.

Black Heaven“ heißt das insgesamt vierte Album von Earthless. Es erscheint erstmals über Nuclear Blast und das bringt diese unsägliche Flut an verschiedenfarbigem Vinyl mit sich, für die das Label berüchtigt ist. Aufgenommen wurde die Platte in jedem Fall von der Desert Rock-Legende Dave Catching im sagenumwobenen Rancho de la Luna-Studio.

Hier entstand das Queens of the Stone Age-Debüt, Nebula, Fu Manchu und Kyuss waren Gäste. So klingt „Black Heaven“ auch stärker nach den Genannten als nach Earthless. Geschuldet ist der „neue“ Sound auch den Umständen innerhalb der Band. So sind die Mitglieder weiter voneinander verstreut als zuvor. Früher enstanden Platten aus Jams, jetzt werden Songs geschrieben.

Was gehört normalerweise zu Songs? Gesang, richtig. Bisher eher eine Seltenheit im Earthless-Universum, sind nun alle bis auf zwei Tracks gesungen. Die Lauflänge wurde zudem gekürzt. Kein Song ist länger als neun Minuten, „Black Heaven“ ist insgesamt nur halb so lang wie sein Vorgänger „From The Ages“.

Ihre Liebe zu Cream ließ das Trio verstärkt durchschimmern. So wurde mehr Wert auf Harmonien gelegt, wobei Jam-Parts nicht gänzlich ausgespart wurden. 17 Jahre nach der Gründung solch eine Kehrtwende, ein Wahnsinn eigentlich. Earthless gelingt sie aber. Das Zusammenspiel ist perfekt, die Band ist viel zu gut, um ein beliebiges 08/15-Classic-Rock-Album abzuliefern.

Die Veränderung wird gleich bei der Einstiegsnummer „Gifted By The Wind“ offenbar. Der Track ist sehr straight groovend und richtig fett. Der Gesang passt perfekt dazu und man fragt sich, warum Isaiah Mitchell sich vorher nicht öfters ans Mikrofon wagte. Trotz aller Direktheit bleibt Raum für Jams.

Nach einer Feedback-Orgie dreht „End To End“ wuchtig auf. „Electric Flame“ ist etwas unkonventioneller und psychiger. Dann zwei Nummern ohne Gesang: das knappe „Volt Rush“ und der spacige Titeltrack mit Black Sabbath-Einstieg. Der letzte Track, „Sudden End“, ist dann wirklich astreiner Classic Rock mit vielleicht etwas zu viel Cheesiness.

Fazit: Die neue Richtung gefällt.

8.4

Fazit

8.4/10